Thema: Ausrufezeichen statt Management – Raum verwalten durch Überzeugung
Entweder ihr macht 1 und 2 parallel oder ihr lasst euch Zeit und macht erst 1 und dann 2. Das ist gar kein Problem, denn die Wochenaufgaben sind keine abgeschlossenen Aufgaben. Sie addieren sich, sind kleine Puzzleteile, die ihr nach und nach zusammen setzen könnt, damit sich ein Bild ergibt. Ein Bild von euch als akzeptierte*r Entscheidungsträger*in in Bezug auf euren Hund.
Die vergangenen Wochenaufgaben sollten also nicht vergessen werden. Worum genau geht es?
Eure Wochenaufgabe ist es, ein kleines Puzzleteil vom Thema „Raum verwalten“ umzusetzen.
Was genau sollt ihr diese Woche tun:
Drinnen Raum verwalten durch Grenzziehung
Wie macht ihr das:
Euch groß machen könnt ihr. Spätestens nach der letzten Woche. Gerade machen dementsprechend auch. Nun geht es darum, sich innerlich auch wirklich entschlossen für eure Grenzen einzusetzen.
Ihr nutzt im Idealfall in eurem Alltag, wenn ihr mit dem Hund zu Hause seid, jede Möglichkeit, die sich so bietet, um eine räumliche Grenze zu ziehen und diese auszudiskutieren.
Macht es euch dabei vorerst einfach und nehmt z.B. vorhandene Raumgrenzen, um aktiv Raum zu verwalten.
(Die Steigerung der Schwierigkeit kommt noch in der nächsten Wochenaufgabe.)
Ein Beispiel:
Ihr sitzt abends im Wohnzimmer auf dem Sofa und wollt euch was aus der Küche holen. Euer Hund soll nicht hinter euch her, das Wohnzimmer also nicht verlassen. Alles außerhalb des Wohnzimmers definiert ihr also innerlich als euren Raum, euren Bereich, der für den Moment nicht betreten wird.
Ein anderes Beispiel:
Ihr seid in der Küche. Esst dort oder bereitet Essen zu. Euer Hund soll für diese Zeit nicht zu euch in die Küche. Ab der Küchentür ist also alles euer Raum. Die Küche wird nicht betreten.
Wie sieht das praktisch aus:
In dem Moment, wo der Hund eure gedachte Grenze übertreten will (woher soll er auch wissen, dass er das jetzt nicht soll), signalisiert ihr (ausschließlich durch eure Körpersprache), dass er das lassen soll. Und ab da an jedes mal, bis er die Grenze akzeptiert und nicht mehr mit euch diskutiert.
Das ist aktives Raum verwalten. Über euch als Entscheidungsträger*in.
Also keine Tür schließen, nicht im Weg stehen bleiben, kein „Arbeitskommando“ geben (wie z.B. Sitz, Platz, Bleib, Geh auf deinen Platz, …).
Warum kein „Arbeitskommando“:
Ihr sagt eurem Hund nicht, was er tun soll. Ihr sagt ihm durch die Grenzsetzung was er lassen soll. Das heißt im Umkehrschluss, dass es für ihn nichts, absolut gar nichts zu tun gibt. Er muss auf kein Kommando und auch auf kein Leckerli fürs Feinmachen warten. Er soll nämlich eben genau keine Erwartungs-haltung haben. Ziel ist, dass euer Hund ohne viel Diskussion eure gesetzten Grenzen akzeptiert und sich entspannt.
Also los:
*Muskelanspannung!
*Groß machen!
*Einen Schritt auf den Hund zu (Euer Raum! Nicht rückwärtsgehen!)!
*Fokus (Blick, innere Haltung, einen Gedanken wie z.B. „Lass‘ das!“) auf den Hund!
*Den Hund mit Energie hinter eurer gedachten Grenze halten bzw. ihn nach hinten schicken!
Ist er schon über die Grenze gegangen und geht nicht durch bloße Energie zurück, während ihr auf ihn zugeht, könnt ihr ihn mit dem Fuß oder Bein nach hinten schieben.
Bleibt mental am Hund dran. Bis ihr das Gefühl habt, dass was angekommen ist. Dann unbedingt aus der Körperspannung raus gehen. Wenn ihr habt, was ihr wollt, entspannt euch.
Tipps und Tricks:
* Wenn dein Hund dazu neigt, schneller sein zu wollen, als du → mach einfach eine leichte Art Hausleine dran. Wichtig ist: Nicht hektisch oder schnell werden wollen. Wenn dein Hund deinen Raum betreten hat, ist es egal ob 1cm oder 1m.
* Versuch nicht schneller zu sein als er, wenn er schon in Bewegung ist. War er schneller, geh souverän und bestimmt (!) hin, nimm die Leine auf und bringe ihn in seinen Raum zurück
* Warte nicht, bis er deinen Raum betreten hat → lies‘ seine Gedanken :-). Du kennst deinen Hund und wenn er auch nur darüber nachdenkt, deinen Raum zu betreten, dann kannst du diesen schon direkt verwalten und statt „Raus aus meinem Raum!“ einfach „Denk‘ nicht mal dran!“ mit Energie und Körperspannung mental zu deinem Hund schicken
* Such‘ dir Situationen, in denen du auch wirklich aktiv und direkt Raum verwalten kannst. Auf dem Klo sitzend oder mit dem Baby auf dem Wickeltisch lässt du das lieber 🙂
Wie löst du die Grenze wieder auf:
Vermeide ein Auflösesignal wie „okay“, „fein“ oder was immer dein Hund als solches wahrnimmt. Er soll keine Übung beenden. Machst du das ein oder zwei Mal, hast du (je nach Hundetyp) wieder einen Hund in Erwartungshaltung, der DIR nicht mehr richtig zuhört und nicht entspannt ist, sondern innerlich angespannt auf das Auflösekommando wartet.
Im Idealfall denkst du dir einfach, dass die Grenze wieder aufgehoben ist. Klingt erst mal komisch, funktioniert aber.
Wenn du z.B. aus der Küche wieder kommst ins Wohnzimmer, kannst du dir einfach die Grenze wegdenken. Wenn dein Hund nun das Wohnzimmer verlässt, kann es dir egal sein. Tut er aber eventuell eh nicht, weil du ja wieder im Wohnzimmer bist.
Bleibst du in dem Raum, der eben noch tabu war, kannst du dir die Grenze trotzdem wegdenken. Eventuell fragt dein Hund irgendwann nach, ob die grenze noch existiert, also ob er deinen raum betreten kann. Aber das macht er dann langsam und im Kontakt mit dir. Existiert die Grenze nicht mehr, machst du eben auch einfach nichts. Oder lächelst ihn nett an. Lächeln ist sowieso immer schön.
Fragt er nicht an und bleibt in „seinem“ Raum ist das ja auch nicht weiter wild. Hast du halt einen entspannten Hund, der deine Grenzen akzeptiert. Ist doch super.
Das Löschen der Grenzen ist je nach Situation und Hund manchmal speziell und sehr individuell.
Ska Siolek