Mein Weg zu Anna zu mir

Nachdem ich im Frühjahr 2018 mit einem Burnout liebäugelte und beobachten musste, dass ich nichts mehr so richtig auf die Reihe bekam, auch die Hunde ziemlich im Abseits standen und mein Perfektionsstreben der Meinung war, ich sei der schlechteste Hundehalter weltweit und meine Hunde müssten unbedingt zu anderen Menschen, damit es ihnen gut ginge,

trennte ich mich von Miri … 🙁

Vom Schalten der Vermittlungsanzeige bis zum Abschied Nehmen dauerte es 3 Wochen, in denen ich zusätzlich noch üble Herzschmerzen bekam – aus Kummer. Ich habe mir Miri buchstäblich aus dem Herzen gerissen und es tut noch weh wie am ersten Tag. 🙁

Da ich der Meinung war, 3 Hunde seien immer noch zu viele Hunde dafür, dass es ihnen bei mir gut gehen könnte, versuchte ich, Anna an neue Menschen zu vermitteln. 

Ja, es gab reichlich Bewerber auch  für Anna. Aber Anna sollte es doch bei ihren neuen Menschen besser gehen als bei mir …

Über die Erlebnisse mit den Interessenten für meine Anna könnte ich ein eigenes Kapitel schreiben, nur: schön war es nicht und ich war ein weiteres Mal erleichtert über meinen Entschluss, nicht mehr zu züchten. Mein Herz trägt die Verantwortung für jedes Hundekind, das ich in die Welt schicke und mir muss es gelingen, die richtigen Menschen zu finden. Was sich als sehr mühsam und nur bedingt erfolgsvorsprechend darstellt.

Anna bleibt Laubepudel und hat einen neuen Job. Sie ist meine Therapeutin. 😀

Anna ist dermaßen deutlich und ungeschönt in ihren Reaktionen auf mich, dass es effektiver kaum machbar scheint, mich zu erden und zu entschleunigen.

Zusätzlich zu Anna habe ich Menschen gefunden, die mich mit ihren Gedanken und Worten ungemein inspirieren und mich auf meinem Weg zu Anna und mir zurück führen.

Da ist Anita Balser, deren Motivationsvideos ich hier gern teile:

Die 5 großen Lieben meines Lebens

Die beste Diät: Motivation!

Is it enough Daddy? Werde, werde Du w-i-r-k-l-i-c-h bist!

Partnerschaft – wenn Dich Dein Partner schafft!

Erfolg haben – erfolgreich sein!

Ska Siolek hat es geschafft, den Schalter, den Anita Balser bei mir frei gelegt hat, umzulegen.

Ihre Texte sind Manna für mich.

Mit Ska Sioleks Einverständnis gehe ich hier einige ihrer Artikel (leicht gekürzt) wieder:

Raum – eine unterschätzte Ressource

Durch unsere große Hundegruppe hier vor Ort, die sich immer wieder ja auch neu zusammensetzt und durch unser eigenes Patchwork-Rudel, in dem sich sehr souveräne und kompetente Entscheidungsträger befinden, sehe ich immer wieder, wie wertvoll für das entspannte und aufeinander abgestimmte Miteinander unter Hunden die Ressource RAUM ist.

Durch meine eigene Geschichte mit meinen Hunden und durch die vielen Trainings mit meiner Kundschaft sehe ich allerdings auch immer wieder, wie wenig wir diese wichtige Ressource als Menschen auf dem Schirm haben.

Wer unter Hunden souverän und kompetent führt, verwaltet Raum.

Wer will, dass man ihm zu hört, verwaltet Raum. 

Wer Entscheidungen trifft und sich einfordert, dass diese akzeptiert werden, verwaltet Raum.

Und das macht auch wirklich Sinn. Denn durch das Verwalten von Raum, wird automatisch das Erregungslevel des Gegenübers mit verwaltet. Wer gerade räumlich begrenzt wird, kann schwerlich wie irre durch die Gegend rennen zum Beispiel. 

Und wer ein niedriges Erregungslevel hat, kann auch zuhören. Im Zweifelsfall die Lebensversicherung für jedes Rudel.

Aktives Raum verwalten – durch sich als souveräne*r Entscheidungsträger*in – ist ein Unterschied zu Raummanagement, wie wir es oft betreiben.

Wenn der Hund irgendwo nicht rein soll, schließen wir eine Tür. Management. 

Wenn der Hund irgendwo nicht durch soll, stellen wir uns so lange in den Weg. Management.

Wenn der Hund in der Küche nicht nerven soll, schicken wir ihn auf seinen Platz und geben ihm was zum Kauen. Ablenkung. Management.

So gibt es unzählige Beispiele für Situationen, in denen wir die Chance vergeben, zu beweisen, dass wir Raum verwalten können. Durch uns. Und nur durch uns. Souverän. Willensstark. Standfest. Entschlossen.

Warum das wichtig ist? 

Ist es vielleicht nicht. Nicht für jedes Hund-Mensch-Team. Aber für viele. Das sehe ich an den vielen Trainingsanfragen und den Schwierigkeiten im Alltag. Gar nicht mal unbedingt in der Wohnung. Aber draußen.

Was das mit Raum verwalten zu tun hat?

Aus meiner Sicht so ziemlich alles.

Wenn ich möchte, dass mein Hund meine Entscheidung akzeptiert entspannt (!) neben oder hinter mir zu laufen für den Moment, dann weil ich den Raum vor mir als meinen Raum verwalte. 

Wenn ich möchte, dass mein Hund bei mir erst abfragt, ob er zu einem Außenreiz (z.B. einem anderen Artgenossen) hingehen kann, dann weil ich den Raum, in dem sich der Artgenosse befindet verwalte. 

Wenn ich möchte, dass mein Hund, auch wenn er vor mir läuft, einen gewissen Radius einhält, dann weil er weiß, dass ich in der Lage bin, auch aus Entfernung aktiv Raum zu verwalten.

Wenn ich aber meinem Hund nicht „beweise“, dass ich in der Lage bin, Raum zu verwalten. Nicht mal im häuslichen Umfeld, in dem sein Erregungslevel im Idealfall geringer als draußen und der Raum, den es zu verwalten gibt, sehr überschaubar ist. Wie und warum sollte er mir draußen diese unter Hunden so grundlegend wichtige Aufgabe überlassen?

Hunde beim Verwalten von Raum zu beobachten ist für mich immer noch und immer wieder etwas sehr Faszinierendes. 

Sich selbst dabei zu beobachten hat im Übrigen oft den gleichen Effekt.

Und ich liebe es zu sehen, wie die Menschen, die ich zu einem harmonischen und entspannten Alltag mit ihrem Hund begleite, so sehr wachsen. Innerlich. Und nicht nur ihrem Hund gegenüber. Sondern auch sich selbst gegenüber. 

Und wie die Beziehungsebene zwischen Mensch und Hund so viel dazu gewinnt. An Anerkennung, Vertrauen und Sicherheit in sein Gegenüber.

Traut euch. Verwaltet aktiv Raum. Es lohnt sich.

Draußen Raum verwalten heißt für mich, dass im zweifelsfalle alles direkt vor mir mein Raum ist, der ungefragt nicht betreten wird.

So wie an der Haustür (siehe entsprechende Wochenaufgabe) setze ich Grenzen und erkläre meinen Raum als Tabu.

Was der Hund stattdessen tut (in diesem Falle also neben oder hinter mir gehen, ist mir egal), ich sage ihm nur, was er lassen soll. Nämlich meinen Raum betreten.

Das mache ich über eine hochenergetische Korrektur (siehe Wochenaufgabenvideos dazu und Erklärbär-Video zu den verschiedenen Energieleveln in der Korrektur). 

So bleibt der Hund neben oder hinter mir und ich habe automatisch einen entspannten Hund an der Leine.

Wichtig ist: ich gebe auch später kein Auflösesignal (siehe Wochenaufgabe 2 oder 3 oder so – ich weiß nicht mehr genau), sonst habt ihr zwar einen Hund der euren Raum nicht betritt, aber wie auf Zinne an eurer Grenze läuft und nicht entspannt. 

Wenn der Hund draußen (bereits ohne großartige Außenreize) ein höheres Energielevel hat, als drinnen, dann stimmt vermutlich beim Losgehen bereits was nicht. Ich gehe nur mit einem entspannten, zuhörenden Hund in einem niedrigen Erregungslevel los (siehe entsprechende Wochenaufgabe). Will er sich draußen hochfahren, wird das im Zweifel bereits im Ansatz (!) unterbunden oder durch absolute Ruhe und Präsenz von mir geregelt. Ersteres durch aktives Einwirken über eine Korrektur, zweiteres über das selbstbewusste, souveräne, Gehen ohne Fokus auf den Hund (siehe letzte Wochenaufgabe). 

Und nun zu einem Knackpunkt für viele:

Wer führt, geht!

Vor allen Dingen anfangs. 

Ich bestimme MEIN Tempo und der Hund hat sich anzupassen. Ich gehe MEINEN Weg. Ich halte nicht an, weil der Hund schnüffeln will. Pullern und kacken kann er auch hinter mir.

Das Hunde uns in hohem Tempo über die Wiese ziehen liegt daran, dass sie gelernt haben, dass das geht. 

Es gibt Hunde, die sich anfangs nicht lösen, weil wir ihnen erst mal ihre Gewohnheit nehmen. Das gibt sich aber ganz schnell, wenn wir das mal ein, zwei Spaziergänge durchziehen. Und wer wirklich dringend muss, pullert dann auch hinter uns. Dafür halte ich natürlich an. Aber nur dafür.

Schnüffeln und auch mal langsamer werden oder sich leicht entfernen lasse ich erst zu, wenn der Hund mir auf den ersten Minuten des gemeinsamen (!) Gehens wirklich zugehört hat und meine Grenzen akzeptiert. Schnüffeln ist bei vielen Hunden häufig gleichzeitig ein verabschieden aus unserer verbindlichen Gemeinschaft und damit aus der erlichen und sozialen Kommunikation mit mir auf Beziehungsebene. Deshalb gibt es das bei mir erst, wenn die Basis stimmt und mein Hund ansprechbar war und ist auf unserem gemeinsamen Spaziergang. Und ansprechbar heißt, meine Grenzen akzeptiert, in einem niedrigen, entspannten Level mit mir unterwegs ist und nicht über jeden Außenreiz mit mir diskutiert.

Unter Hunden geht es immer darum, wer wen bewegt. Und genau das mache ich mir zu Nutze.

Ich lasse mich vom Hund (anfangs!) nicht bewegen. Ich lasse mich nicht nach rechts ziehen, nach vorne ziehen, nach hinten stoppen, … UND ich lasse mich auch nicht emotional bewegen!

Wer bewegt wen geht sowohl physisch als auch emotional. Und mal ehrlich, die meisten werden häufig sowohl körperlich als auch emotional von ihren Hunden bewegt und nicht anders rum. 

 

Zeit als Ressource und Element von Führung

Genau wie bei der Ressource Raum, gibt es ganz bestimmte Typen von Hunden, insbesondere die mit Führungs- und Entscheidungskompetenzen innerhalb von Hundegruppen, die bewusst und aktiv über den Aspekt Zeit agieren.

Wir selbst, als Menschen in einem gestressten Alltag, in dem alles schnell gehen muss, auch das Rausgehen mit den Hunden zum Beispiel, in dem kaum Zeit bleibt, um mal etwas auszudiskutieren, weil ja die Nachbar*innen gucken und Doofes denken könnten, in dem Verpflichtungen wie Job, Familie, Netzwerke, unsere Zeit bestimmen, … vernachlässigen oder übersehen wir sehr häufig, was in Beziehung zu unseren Hunden mit uns passiert, wenn es um das Thema Zeit geht.

Insbesondere, wenn man so ein Konfetti-Tier, wie meine Frau Sonntag, an seiner Seite hat, die für nichts Zeit hat, alles gleichzeitig macht (pullern, schnüffeln, fressen z.B. in den gleichen 10 Sekunden), (wenn sie ungeführt ist) hektisch und wuselig durch ihr und mein Leben hibbelt und hinter jeder Abbiegung das nächste schnelle Abenteuer vermutet, dann neigen wir Menschen scheinbar dazu, uns von dieser Schnelligkeit anstecken zu lassen. Mir geht das jedenfalls schnell mal so und ich weiß aus den Erfahrungen der letzten Jahre, vielen von euch auch. 

Den Hund zu stoppen wird dann schnell, den Hund zu korrigieren wird dann schnell, aus Situationen raus zu kommen wird dann schnell, mit dem Hund losgehen wird dann schnell, das Gehen an sich wird dann schnell, ….

Und dann kommt so ein Herr Winter daher. 

Souverän, kompetent, standfest und mit einer Arschruhe, dass man – theoretisch – wahnsinnig werden könnte. Oder genau dies als Kompetenz und Chance zur Weiterentwicklung anerkennen kann.

Dass er die Ruhe weg hat, heißt nicht, dass ihm Dinge egal sind. Ganz im Gegenteil. Und genau hier ist der Punkt, an dem wir Menschen, meiner Meinung nach, lernen können.

Diesem Hund ist nie etwas egal. Wirklich nie. Er entscheidet alles ganz bewusst. Und hat er ein Ziel, ein Bedürfnis, eine Überzeugung, dann setzt er sie durch. Im Zweifelsfall geht er – im wahrsten Sinne des Wortes – mit dem Kopf durch die Wand.

Ich hätte ihn von Anfang an korrigieren oder z.B. einfach zurück schieben können, wenn er mal wieder versucht hat, mit seinem Dickschädel mich aus dem Weg zu schieben, um irgendwo hin zu kommen. So wie es bei Frau Sonntag definitiv Sinn machen würde. Sie hat eine kurze, impulsartige Idee – ich sage ihr kurz und klar, dass die Idee gerade unangebracht ist. Fertig. Sie hat dann die Idee aber auch gleich schon wieder vergessen.

Derartige Kommunikation prallt an Herrn Winter aber zum Beispiel einfach ab.

Herr Winter gehört zu einem Typ Hund, den man überzeugen muss. Mit seiner Ressource: Zeit.

Hätte ich ihn einfach immer nur zurück geschoben, am Halsband zurück geführt oder einfach nur gestoppt, dann würden wir wohl die gleichen Diskussionen auch jetzt noch führen. 

Stattdessen habe ich es ausgesessen. Ich wollte, dass er die Diskussion von sich aus beendet. Eine Entscheidung trifft. Nämlich die, von alleine zurück zu gehen. Von seinem Ziel abzulassen.

Dafür brauchte es, auf den ersten Blick, nicht viel: Ich blieb einfach in seinem Weg stehen, physisch standfest (er versuchte ja zu schieben) und psychisch standfest (bloß nicht an den nächsten Termin denken). Deswegen schreibe ich „auf den ersten Blick“. So eine Art von Diskussion auf Herr-Winter-Art konnte nämlich gerne mal bis zu 30 Minuten dauern. 

Für meinen Alltag, meinen vollen Terminkalender, meine eigene innere Unruhe und die mitunter Anwesenheit von noch drei anderen Hunden, machten Zeit und Ruhe plötzlich zu einem sehr hohen Gut.

Dieses Gut in mir zu finden, dafür bin ich dem alten Stiesel wirklich sehr, sehr dankbar. Er führt weiter, was Kyra damals angefangen hatte. Leider hatte sie am Ende tatsächlich zu wenig Zeit dafür.

Was so spannend zu beobachten ist: Hunde, die über Zeit Führung herstellen können, lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. Egal wie hektisch ihr Gegenüber wird, egal wie hibbelig, unkoordiniert oder fordernd der Sozialpartner wird. Souveräne und kompetente Hunde haben Zeit. Und sie nehmen sie sich.

Sie haben auch aktive Möglichkeiten, ihr gegenüber wieder runter zu fahren, zu erden, zu entschleunigen. Angelehnt an diese Kompetenzen sind zum Beispiel die Wochenaufgaben aus meiner Facebookgruppe Treffpunkt Frau Sonntags Hütte, die euch helfen sollen, sich an hündischer Kommunikation für euren eigenen Alltag zu orientieren. 

Aber die beste „Technik“/ das beste „Werkzeug“ nützt nichts, wenn ich nicht in mir Ruhe und Zeit finde für die Anwendung. Und Beendung.

Ja, manchmal muss es schnell gehen, ja dann fahre auch ich eher Management. Leine dran an den Stiesel und gut. 

Von meinen Kompetenzen, sinnvoll und standfest mit klarem Kopf Entscheidungen zu treffen, würde diesen Hund, der viele viele Jahre ohne Menschen als Sozial- und Kommunikationsparter, geschweige denn als Entscheidungsträger, sein Leben gelebt hat, diese Art der „Führung“ aber auf keinen Fall überzeugen. Er würde weiter seine eigenen Wege gehe und ich würde ihm weiter hinterherlaufen, weil er das mit den eigenen Wegen sehr wörtlich nimmt mitunter. 

Und er würde nur so tun, als wenn er sein Ziel nicht mehr verfolgt, um fünf Minuten später plötzlich umzudrehen und z.B. zum Objekt der Begierde zurück zu laufen.

Mittlerweile reicht auch auf die Entfernung eine einfache, unhektische und ruhige Ansprache, wenn er sich z.B. von unserem Lager hier auf dem Campingplatz entfernen möchte. 

Und manchmal ist es auch gut, ihm einfach Zeit zu geben, kurz darüber nachzudenken, ob er meiner Entscheidung folgen soll oder nicht – diese Denkprozesse fallen nämlich mittlerweile fast immer zu meinen Gunsten aus.

Keine Zeit zu haben, treibt uns häufig so durch unseren Alltag, dass wir selbst kaum noch in der Lage sind, Reize und Wahrnehmungen, Informationen und Entscheidungsprozesse wirklich zu verarbeiten und zu verinnerlichen. Unseren Hunden geht es da mit uns in unserem Alltag mitunter ganz genauso. 

Insbesondere, wenn man bedenkt, wie viel mehr an Reizen unsere Hunden wahrnehmen (allein schon an Gerüchen und Energien), wie viel mehr sie in der sozialen Interaktion mit uns leisten müssen – und kaum Zeit haben, das alles zu verarbeiten. 

Zeit nehmen heißt eben auch, den Hunden Zeit zu geben.

Wenn ich bei uns vor Ort unsere Hundegruppen aus der Betreuung, aber auch die Teamhunde, wie z.B. Janines Hunde, beobachte, wird mir immer mehr bewusst, wie unaufmerksam wir sind für das Führungselement Zeit und wie bewusst bestimmte Hunde dieses Element nutzen, um Führung herzustellen. 

Nicht umsonst beschäftigt sich auch auch Janine daher gerade mit dem Thema Zeit und ich bin gespannt, was sie auf ihrer Seite The Big Foot Way dazu schreiben wird.

Spannenderweise nutzen Menschen das durchaus auch. Vielleicht teilweise unbewusst. Es geht ja erst mal darum, wer die Szenerie bestimmt. Und das sind auch in unserem Alltag eher diejenigen, auf die wir trotz ausgemachter Uhrzeit warten müssen (weil wir vorher so ungerne anfangen würden), die sich sehr lange für bestimmte Aufgaben Zeit nehmen (ohne deren Vorarbeit wir aber nicht handlungsfähig sind), die in aller Seelenruhe mit dem Fahrrad auf der Straße fahren (und alle anderen müssen sich der vorgegebenen Geschwindigkeit anpassen – weil sie ebenso eine Daseinsberechtigung haben). 

Wer sich viel Zeit lässt, viel Zeit nimmt, sorgt häufig dafür, dass andere in Reaktion geraten und dann unsouverän agieren oder sie sorgen dafür, dass alle mal einen Gang runter schalten und sich anpassen. Auch eine Reaktion. 

Und bei Führung geht es häufig darum, wer auf wen reagiert und wer die Szenerie bestimmt. 

Auch unter Hunden. Gerade unter Hunden.

Ohne Frage, auch schnelle Hektiker*innen und Macher*innen können durchaus dafür sorgen, dass andere in Reaktion kommen und dadurch Führung herstellen. Aber nur, wenn sie wissen, was sie tun (also das Gegenteil von Frau Sonntag sind).

Das heißt aber nicht, dass nicht (ausversehen) genau diese unsouveränen Hektiker*innen die Szenerie bestimmen. Denn auch hier geht es darum, wer sich wem anpasst, wer das Tempo vorgibt.

Hand aufs Herz: Wie oft zieht ihr euch schneller die Schuhe an und greift schneller zur Leine, weil der Hund vor der Tür schon rum hibbelt; wie oft geht ihr schneller als euer eigentliches Tempo, damit der Hund nicht so zieht; wie oft steht ihr morgens schneller auf, als ihr eigentlich wollen würdet, weil der Hund in Erwartung der ersten Pipirunde ist; ….

So oder so ist Zeit als Führungselement immer kontextabhängig. Ohne Frage. 

Wenn ich einen schnellen Hund habe, brauche ich manchmal auch schnelles Handeln. Das schließt sich Zeit nehmen, um die Diskussion wirklich zu Ende zu führen, aber nicht automatisch aus. 

Unsere menschliche Schwierigkeit: Wir diskutieren wirklich wichtige Dinge wie eben Zeit oder auch Raum häufig immer erst im Konfliktfall aus – dessen Rahmenbedingungen aber gar nicht dazu geeignet sind. Hierfür wird es aber noch mal einen extra Text geben.

Ich glaube, von Hunden lernen, und mit aller Zeit der Welt mal wieder Dinge zu Ende zu bringen und seinen Bedürfnissen nachzugehen oder sich für diese einzusetzen, ist nicht das schlechteste, was wir von bestimmten Hunden lernen können. 

Und sich die Zeit zu nehmen, die gewisse Dinge brauchen, um später Zeit zu sparen, ist ja durchaus auch irgendwie ein guter Deal.

Ein Herr Winter lässt sich durch Nichts und Niemanden aus der Ruhe bringen. Schon gar nicht durch unruhige Geister.

Und es ist so unbeschreiblich schön zu sehen, wie ansteckend dieses „Zeit haben“ und sich „Zeit nehmen“ ist. Ich sehe es an Frau Sonntag. Und ich sehe es an mir.“

Ska Siolek auf Facebook

Janine Berger schreibt auf ihrer Seite „The Big Foot Way“:

„Was, wenn ich nicht zum Führen geboren bin?

Eine Frage, die mir bei Seminaren, hier auf der Seite und von Kund*innen öfter mal gestellt wird. Und nun habe ich DEN Beweis, dass man keine natürliche Autoritätsperson sein muss um Hunde souverän körpersprachlich zu führen.
Vielleicht hilft euch die kleine Roddya als Beispiel. Roddya ist recht klein, zierlich, wirkt auf den ersten Blick alles andere als ob sie führen könne, ein kleines Energiesparmodell.
Aber Vorsicht. Don’t judge a book by its cover.

Wenn ihr etwas wichtig ist, ist sie vorallem eins: BEHARRLICH.
Sie bleibt so lange dran, bis sie das hat was sie möchte. Und dafür hat sie viel Zeit.
Sie minimiert den Energieaufwand dafür auf das Nötigste.

Das ist wahnsinnig beeindruckend. Man kann so viel lernen, wenn man sie beobachtet und sie sich nicht beobachtet fühlt.
Keine Frage, Roddya war vor ihrem Unglück mit Sicherheit eine sehr erfolgreiche Straßenhündin. Strategien um an das zu kommen was sie unbedingt will hat sie scheinbar unersättlich.

Eine davon war gestern Abend wieder unglaublich gut zu sehen.
Big Foot lag in dem großen Bett vor dem Kamin, Tabasco daneben in dem Flechtkorb. Roddya legte sich, obwohl noch einige andere Hundebetten frei waren, auf die Stufe vor dem Kamin, hinter die beiden Betten (siehe Fotos in den Kommentare).
Das fand ich schon komisch, denn sie hatte das noch nie gemacht. Pläneschmiedend sah sie dabei schon aus.
Plötzlich wollte Tabasco immer wieder aus dem Körbchen aufstehen und schaute mich dabei an. Ich sagte ihm, dass alles gut sein und er sich wieder hinlegen könne, zweimal, schon verwundert, dass er nicht wie sonst einfach wegratzt im Körbchen.
Dann machte es KLICK . Roddya.
Sie hat ihn keinesfalls fixiert, sich groß oder fest gemacht, korrigiert oder sonstiges. Sie war einfach nur da, ganz charmant und relaxed, lag auf der Stufe und verfolgte ihren Plan, baute dabei ein Störfeld auf, was Tabasco immer wieder aufstehen ließ. Bis er es dann tat und zu mir kam. Zack, war er raus, Ziel erreicht, der Korb war frei und sie legte sich rein.

Eine sehr coole Nummer von der kleinen Dame. Sie wiegt nichtmal ein Drittel von Tabasco, ist nichtmal halb so groß, ist kein großer Chef-Typ. Und trotzdem hat sie ihr Ziel mit diesem großen, festen, selbtbewussten, „Ich lass mir nur von Mutti und Big was sagen“-Drahthaar erreicht.

ABER sie war sie selber und hat nicht versucht wen anders zu imitieren. Hat nicht versucht beispielsweise einen Big Foot oder Boomer nachzuahmen.

Und das ist für uns Menschen glaube ich eine sehr sehr wichtige Erkenntnis. Wir müssen niemandem nacheifern, wer anders sein, um unseren Hund zu führen. Es reicht wenn wir wir selbst sind und mit Handlungen hinter denen WIR stehen und die WIR sind, unser Ziel mit unserem Hund verfolgen. Manchmal dauert das vielleicht länger, ja. Ein Big Foot hätte den Platz in einer Sekunde beansprucht gehabt, hätte er gewollt. Aber Roddya ist nicht Big Foot. Also nutzt sie was ihr gegeben wurde um zu erreichen was sie möchte.
Da ist die kleine Madame in jedem Fall sehr inspirierend.
Ihr seid genug für euren Hund. Ihr müsst niemand anders sein. Findet zu euch selbst, was euch ausmacht, und stellt mit dem was euch gegeben wurde euer TEAM her.