Moses – seine Geschichte bis zur Magendrehung

Eigentlich wollte ich meinen Mosi-Schatz heute mit Shampoo, Blower und Schere aufhübschen – er ist dran, nachdem er gestern wilde Ausgrabungsorgien und Muldensprünge kombiniert hatte.
Statt dessen schreibe ich nun diesen unerquicklichen Bericht …

Als ich Moses fast genau vor einem Jahr am 24. September 2016 von seiner Züchterin abholte, gab sie mir, schon fast auf dem Weg, den Hinweis, dass ich mir keine Sorgen machen muss, wenn Moses sein Futter nach dem Fressen wieder erbricht, er frisst das dann wieder und es ist in Ordnung dann. Das ist bei mir nie passiert.

Allerdings fiel mir auf, dass seine Kotbeschaffenheit anders war als die von Amy und Anna, obwohl alle drei gebarft werden und Moses auch so aufgezogen wurde. Sein Kot war deutlich voluminöser, lockerer und er setzte auch häufiger ab.
Dazu kam, dass er von Anfang an immer mal breiigen Kot absetzte. Mal so für einen Tag und dann wieder gut.
Ich beobachtete, dass dies immer nach dem Füttern von Huhn auftrat. Ich ließ das Huhn weg.
Weil ich nun kein Huhn mehr fütterte, konnte es auch keinen Nach-Huhn-Breikot mehr geben.
Aber es gab ihn trotzdem noch, den Breikot.
Ich schob es auf den Stress durch den Umzug weg von seiner Hundemama zu uns.
Die Wochen gingen ins Land und es hörte nicht auf.
Ich schob es auf den Stress unseres Umzuges in die neue Wohnung.
Weitere Wochen gingen ins Land und es gab keine Besserung.

Also stellte ich ihn unserer Tierärztin vor.
Der Test auf Giardien war positiv – die Behandlung erfolgte unter Aufsicht einer Tierheilpraktikerin und nach 2 Monaten hatten wir die Biester im Griff und bis jetzt noch immer.
Zu den sich so schlimm braun verfärbten bleibenden Zähnen (unmittelbar nachdem sie durchgekommen waren) sprach die Tierärztin von einem Zahnschmelzdefekt.

Nachdem die Giardien erfolgreich in die Schranken gewiesen wurden, besserte sich der Kotabsatz für ein paar Wochen. Doch dann kamen sie wieder – die Breikleckse.
Ich beobachtete, dass dies immer nach dem Füttern von Rind auftrat. Ich ließ das Rind weg und fütterte Wild und Lamm.
Und der Kotabsatz war in Ordnung.
Für ein paar Wochen.

Annas Welpen waren da und die Welt war in Ordnung.
Nach dem Fressen begann es nun in Moses Bauch zu rumoren. Immer.
Nach einiger Zeit begann sein Bauch nach dem Fressen erst zu rumoren und danach aufzugasen.
Innerhalb von Minuten sah Moses aus wie ein Ballon. Er rülpste und pupste und der Bauch fiel wieder zusammen. Das schaute ich mir wenige Tage an und stellte ihn der Tierärztin vor.
Nach einer Sammelkotprobe wurde bescheinigt, dass sein Darm ohne Befund ist.
Man sprach von Futtermittelunverträglichkeiten. Ich soll Pferd füttern und bekam eine Dose Allergiefutter von Vet Concept in die Hand gedrückt. Vertrug Moses nicht. „Antiallergenes“ Trockenfutter vertrug Moses nicht.

Ich kaufte Reinfleischdosen Pferdefleisch und supplementierte selbst. Das vertrug Moses.
Das fütterte ich ein paar Wochen ausschließlich, damit sich der Darm beruhigen sollte.

Moses begann abzunehmen, obwohl ich die Futtermenge fast verdreifacht hatte. Er fiel regelrecht zusammen. Seine Beckenknochen und die Wirbelsäule stachen hervor.

Ich bestellte rohes Pferdefleisch und ordentlich Fett dazu und fütterte ihn wieder roh. Anfangs mit der doppelten Tagesration. Nach 3 Wochen war er wieder top in Form, wiegt bei ca. 64/65 cm Höhe 29 kg.

Kotabsatz regelmäßig und barfgerecht.

Vorige Woche erbrach er nachts um 3 Uhr das Futter vom Vorabend 19 Uhr völlig unangedaut und hatte Sekunden später wässrigen schwarzen Durchfall, der am Ende leicht blutig war.

Am Nachmittag stellte ich ihn in der Tierklinik vor.
Das große Blutbild war unauffällig, der Pankreas ebenfalls und auch der ACTH-Stimulationstest.

Also ging ich einfach von einem Darmvirus aus, insbesondere weil auch Miri und einige Tage später auch Anna Eintagesdurchfall hatten.

Gestern nachmittag waren wir bei wunderschönem Wetter gut eine Stunde auf unseren „Rennwiesen“ in der Muldenaue. Alle 4 Laubepudel rannten, was die Pfötchen hergaben und genossen die gesunkenen Temperaturen.
Moses buddelte geradezu ekstatisch in den Mäuselöchern und riss mit seinem Schnäuzchen riesige Grasbüschel aus, die er durch die Luft warf. Sprünge in die Mulde rundeten den fröhlichen Ausflug ab.

Abendbrot gab es für die Hunde etwa 3 Stunden später.
Moses machte danach etwas, was er früher immer nach dem Fressen machte:
Er stand einfach nur da und ließ den Kopf hängen.
JETZT weiß ich, was das heißt …

In der Nacht war einer meiner Hunde extrem unruhig und konnte nicht still liegen.
Ich war aber nicht wach genug, um darauf reagieren zu können, ich hörte die Unruhegeräusche nur im Schlaf.

Wir standen um 8 Uhr auf und ich trödelte durch den Morgen.
Dass Miri nicht mit Moses, sondern mit Amy spielte, hatte ich gar nicht registriert – das übliche Blödelgeräusch war ja vorhanden.

Dass Moses an der Wohnungstür stand und raus wollte – was ungewöhnlich ist – nahm ich auch noch nicht ernst. Ich dachte, er hat wohl einfach nur mehr getrunken als sonst.

Das erste Mal stutzig wurde ich, als er zum Fressen nicht in die Küche kommen wollte, sondern gekrümmt vor der Tür stehen blieb.
Er kam dann doch und fraß eine halbe Portion.
Den Rest ließ er stehen.

Und da ENDLICH schrillten bei mir die Alarmglocken.
Ich dachte, der arme Schatz muss so dringend auf die Toilette, dass er gar nicht fressen will.
Ich bin sofort mit ihm raus.
Beim Gehen gluckerte es in ihm, als wenn man eine Wasserflasche schüttelt.
Er pullerte, legte sich auf die Wiese und begann zu würgen.
Nichts kam raus.

UND DA BEGANN ICH ZU RENNEN.
Ich rannte in die Wohnung zurück, rief unter Tränen in der Tierklinik an und kündigte Moses mit dem Verdacht auf Magendrehung an.

Ich rannte zum Auto, Moses lief noch mit.
Er sprang auch noch ins Auto.
Ich fuhr zitternd und mit laufenden Tränen in die Tierklinik.

Moses schaffte es auch noch fast allein aus dem Auto.
Nach der 30minütigen Fahrt war er extrem aufgebläht, nicht mehr eiförmig, sondern schon rund.
Er konnte kam laufen vor Schmerzen.
Er hat nicht ein Mal gewinselt oder gestöhnt und kaum gehechelt …

Er wurde notversorgt und geröntgt und 30 min später, um 10 Uhr, operiert.

Und ich bin noch immer völlig neben mir – noch ist Moses nicht über dem Berg …

Er ist SO JUNG.
16 Monate erst, noch nicht mal anderthalb Jahr.

Der Auslöser?

Internet und Facebook haben bewirkt, dass ich mich sehr belesen habe zu den Gespenstern, die so große Angst verbreiten: Magendrehungen und Morbus Addison usw.
Diese Gespenster habe ich IMMER im Hinterkopf.
Und seit den Tagen, in denen Moses nach dem Fressen so aufblähte, habe ich mit einer Magendrehung GERECHNET … !
Und in dem Moment, als Moses heute auf der Wiese lag und vergeblich würgte, hatte ich es begriffen und begann zu RENNEN GEGEN DIE ZEIT.
Und ich habe auch immer MA im Hinterkopf …

Und das empfehle ich allen: Lest und wisst.
Nicht alle Tierärzte erkennen oder kombinieren gut genug, insbesondere auch bei MA …